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Vor 60 Jahren Freunde

Leonharder Jugendfreunde

 

 

Artikel aus unserem Stadtteilmagazin Ausgabe 14, Juli 2019

 

„Wahre Freundschaft kann nicht wanken …“

Die Magazin-Leserin und der Magazin-Leser werden nun denken, dass unsere Redaktion allzu sentimental geworden sei, aber mitunter kommt das alte fränkische Volkslied der Wirklichkeit sehr nahe. Es sei „schlicht und herzlich“ zu singen, so die Gesangsanweisung. Und ebenso „schlicht und herzlich“ wollen wir vom „Leonhard/Schweinauer Freundeskreis“ berichten.

Es war für mich ein besonderes Erlebnis, die doch etwas in die Jahre gekommene „Rasselbande“ aus Leonhard und Schweinau vor zwei Wochen in der Gaststätte „Schloss Egg“ zu treffen. Der Gastraum war nahezu bis auf den letzten Platz mit 32 Leonhard/Schweinauer Freunden und Freundinnen besetzt, versteht sich, dass auch die Ehefrauen mit von der Partie waren.

Baldur Helm und seine Freunde berichten im „Leonharder und Schweinauer Lesebuch“ über ihre Kindheit und Jugend. „Die Leonharder Jugendfreunde, hauptsächlich der Jahrgänge 1937 bis 1942, wohnten in ihrer Jugendzeit in dem Straßenkarree Nelken-, Hermann-, Amsel- und Wilhelm-straße.“ Vor allem die WBG-Wohnanlage in der Nelken- und Hermannstraße mit acht dreistöckigen Wohnhäusern sei ein Zentrum gewesen, was Wunder, denn in diesen acht Häusern wohnten allein 120 Kinder. Die Wohnungsverhältnisse seien zwar sehr beengt gewesen, aber dafür gab den weiten Innenhof zum Spielen. Die Innenhöfe sind ja ein Merkmal der WBG-Siedlungen.

Man glaubt nicht, wieviele Möglichkeiten damals noch, also in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts, Kinder und Jugendliche hatten, sich im Freien zu bewegen und etwas zu unternehmen, und das in der Großstadt. Sie hatten keine – und brauchten auch keine – von der Stadt eingerichteten, Tüv-geprüften Spielplätze!

Auch ich kenne noch den Kanalhafen, wohl etwas leicht zerstört, den Weg am „Alten Kanal“ entlang, die Ruinen – auch nicht Tüv-geprüft -, ungepflegte und ungenutzte Flächen mit Büschen und Bäumen als Platz für „Lagerle“, die der Radarschirm des Bauamtes nicht erkennen konnte.

Die „Lagerle“ wurden in der Regel von gefährlichen Stämmen bewohnt, die natürlich auch Feinde benötigten. Johann Huck erinnert sich noch an diverse Schlachten zwischen den Leonhardern und Schweinauern und den jährlich wiederkehrenden Invasionen der Leonharder in Schweinau am Faschingsdienstag.

Den Herren, die sich am 25. Oktober im „Schloss Egg“ trafen, war es nicht mehr nach „Gstechla“ zumute, ihr kriegerischer Geist war doch erlahmt. Schon lange herrscht Friede! Man hatte sich ja auch etwas aus den Augen verloren, bis 2013 Hermann Angermeyer die Initiative ergriff und die Freunde zu einem Wiedersehenstreffen einlud. Nun treffen sich die Freunde zweimal im Jahr. Baldur Helm hat in den letzten Jahren dankenswerterweise die Organisation übernommen und wird wieder von Hermann Angermeyer abgelöst.

Die einen oder anderen werden sich sicher schon vorher getroffen haben, aber erst 2013 knüpften die Freunde an die Zeit vor ca. 50-60 Jahren an. Ich kann mir gut vorstellen, wie die ersten Treffen abliefen: Es wird dieselbe Vertrautheit geherrscht haben, als sei man halt kurz mal weg gewesen. Freilich, so werden sie gedacht haben, der gute Freund, die Freundin sei doch etwas gealtert, aber er und sie seien doch immer noch dem Wesen nach die Alten.

Der Bürgerverein wünscht den Freunden, dass sie auch weiterhin „nicht wanken“ und ihre „wahre Freundschaft“ pflegen.

(Klaus Thaler)