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Gaststätte Omonia
Eine gute Tradition

 

 

Artikel aus unserem Stadtteilmagazin Ausgabe 5, Juli 2014

 

Zur Gaststätte „Omonia“ in der Grünstraße 5

In unserem dritten Heft sind wir auf die Gartenwirtschaft und Ausflugsgaststätte „Leonhardspark“ eingegangen. Im Schatten dieser großen Restauration „Leonhardspark“ gab es seit 1903 in der Grünstraße 5 – das sind nun schon mehr als 110 Jahre her – eine kleinere Gaststätte, die sich „Letzter Heller“ nannte. Heute schaut das Wirtshausschild „Omonia“ auf unseren zum Ausruhen einladenden Leonhardsplatz. Es stimmt, was Niko, der Wirt, auf seine Visitenkarte drucken ließ, seine Bar liegt „im Herzen von St. Leonhard“, und dort ist ein guter Platz.

Was wollte der erste Wirt 1903 damit ausdrücken, wenn er seine Gaststätte „Letzter Heller“ nannte Sollten seine Gäste den letzten Heller ausgeben oder waren seine Gäste Mitbürger, die immer nur „letzte Heller“ hatten. Die Gäste des ersten Wirtes, des Herrn Rosenzweig, der im ersten Stock wohnte, waren sicher nicht auf Rosen gebettet, so der Taglöhner Polster im zweiten Stock oder der Gehilfe im Werkstättendienst Ramsteck auch im zweiten Stock, Bauernschmidt im dritten war Bleistiftarbeiter und im vierten wohnten der Arbeiter Zink und der Maurer Kitzmann. Getrunken wurde jedenfalls genug, so im Jahr 1930:

341,57 Hektoliter Bier, damals noch vom Wagner-Bräu aus Roth. Im Krieg sah es dann nicht mehr so gut aus, es fehlten die trinkfesten Männer, die natürlich gleichzeitig die Arbeitsfähigen waren. Für das Jahr 1943 stoßen wir auf die doch etwas seltsam anmutende Notiz: Wegen der noch zu erledigenden Arbeiten sollte „die Wiedervorlage (der Akten) ein Jahr nach Kriegsende“ erfolgen. Das kann sich ziehen, wir erinnern uns an Schwejk, der seinen Freund „um sechs Uhr nach dem Krieg im Krug in Prag“ treffen wollte. Beschädigt wurde die Gaststätte und das schöne Jugendstilgebäude nicht, so dass schon wieder 1946 die Gäste versorgt werden konnten.

Es ist sicher zu weit hergeholt, eine gedankliche Brücke vom Siechenkobel zum „Leonhardspark“, zum „Letzten Heller“ und zur „Omonia“ schlagen zu wollen, aber es gibt schon so etwas wie eine gute Tradition. 1946 musste der Wirt eine Ordnungsstrafe hinnehmen. Der Wirt hatte die gebundenen Preise für seine Essen unterschritten: „Ich räume vorbehaltlos ein, dass das täglich anzubietende Stammgericht zu 50 Pfennig … fehlte. Ferner habe ich den Preis für Kohlrabi mit Kartoffeln von Reichsmark -,70 auf -,60 vermindert …weil diese Preise leistungsgemäß zu teuer waren.“ Er hat eben alles billiger verkauft. Eine gute Einstellung, in Übereinstimmung mit den Möglichkeiten seiner Gäste zu leben! Nach 1945 war auch die Zeit für jeglichen Rassismus vorbei. „In der Wirtschaft verkehren ..farbige Besatzungsangehörige mit ihren Mädchen.“ Das war für die Anwohner wohl etwas gewöhnungsbedürftig, aber schließlich lebte man doch „in friedlicher Eintracht“ zusammen.

Genau das, „in friedlicher Eintracht leben“, bedeutet das Wort „Omonia“ , so unser im Viertel fest verwurzelter Wirt Nikolaos Tsoupliakas. Seit 1983 ist die Gaststätte im Besitz der Familie Tsoupliakas, seit 1995 heißt sie „Omonia“. Nikos Pilsstube ist eine einzigartige Begegnungsstätte für unsere Mitbürger, die aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern kommen. Viele sind ja auch Mitglied im 1.FCN Fanclub „Leo 07“. Wer an den hauptstädtischen Platz in Athen, der auch „Omonia“ heißt, denkt, liegt auch richtig, denn unser Leonhardsplatz, ist zwar bescheidener, aber man fühlt sich dort und in der Pilsstube Nikos wohl. Eine gute Tradition, sich bei Niko in der „Omonia“ zu treffen!

(Klaus Thaler)

 

 

Gaststätte
Omonia
Eine gute Tradition
Grünstraße 5
90439 Nürnberg
Tel.: